Samstag, Oktober 25, 2014

Batman goes Eisbär

Als ich mich vor fünf Jahren dafür entschieden hatte, die Aktion der B.Z. "Berliner Helden" zu unterstützen, war mir zwar klar, B.Z., das ist die Zeitung mit der großen Schrift und den großen Bildern, aber ich hab mir nicht vorstellen können, was da auf mich zurollt.

Es ging dann gleich zu Anfang, vor fünf Jahren auf den Werbeflächen der Stadt los, mit der Ankündigung der Helden:



und der klaren Ansage, das jetzt was passiert:




Nach zwei Jahren hab ich es dann kaum Glauben können, die Helden wurden britisch mit Churchill:

Blut



Schweiss



und

Tränen



Ich hab gedacht, das ist nicht zu toppen, aber dann kamen 5 Jahre Helden


und meine Jugendträume wurden war. Am Berliner Himmel ein Zechen wie bei Batman
aber
diesmal mit dem Heldenbären


Batman goes Eisbär


Liebe Berliner Helden, herzlichen Glückwunsch !!!
















Samstag, Oktober 18, 2014

Die Rolle des Ehrenamts im Sozialraum

Input von Prof. Dr. Stephan F. Wagner auf dem paritätischen Pflegekongress am 16.10.2014 in Berlin im Workshop 3.

Betrachtet man die Rolle des Ehrenamts im Sozialraum in Bezug auf Pflege, so ist zuerst ein Blick auf einige strukturelle Merkmale unserer Gesellschaft notwendig. Denn, obwohl Ehrenamt etwas ist, was in erster Linie im Nahbereich des Lebens, also im Sozialraum stattfindet, ist man doch auf der anderen Seite nur ganz begrenzt in der Lage, sich durch Handlungen in diesem Raum von generellen Trends der Gesellschaft abzukoppeln. Wer also über Ehrenamt im Sozialraum sprechen will, sollte auch über die Entwicklung gesellschaftlicher Strukturen sprechen.
Und wie sieht, bzw. sah es da aus, in Bezug auf Pflege und Ehrenamt?
Man kann im großen Überblick sagen, wenn man auf die letzten 20 Jahre zurückschaut, dass wir in Deutschland eine recht komfortable Situation hatten.
Uns standen im hauptamtlichen Bereich vergleichsweise viele kostengünstige Pflegekräfte zur Verfügung. Eine sich erst in den letzten Jahren abschwächende relativ hohe Arbeitslosigkeit sorgte dafür, dass wir in Deutschland immer noch einigermaßen Personal finden konnten und die Löhne in diesem Bereich nicht sehr hoch waren.
Und in Bezug aufs Ehrenamt ging es uns auch nicht schlecht. Der Sozialbereich hatte relativ einfachen Zugang zu Kräften, die in seinen Arbeitsfeldern, und dabei auch in der Pflege tätig werden wollten. Besonders hervorzuheben ist hier die Gruppe der über 40jährigen Frauen, also Frauen „nach der Familienphase“, heißt die Kinder sind schon größer, die keinen Weg zurück in den Arbeitsmarkt gefunden hatten, und dann auf Ehrenamtlichkeit als sinnvolle Lebensgestaltung gestoßen sind.
Und natürlich die Gruppe der fitten Alten, also Menschen zwischen 55 und 80, die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind und nach einer sinnvollen Lebensgestaltung gesucht haben.
Und wenn man sich jetzt der Zukunft zuwendet, was kommt? Was lässt sich erkennen, wie es werden könnte?
Das große Schlagwort das bei solchen Ausblicken in die nahe Zukunft im Augenblick in fast allen Lebensbereichen auftaucht, ist demographischer Wandel.
Heißt: Wir werden deutlich weniger junge Menschen haben und deutlich mehr alte Menschen.
Viele, die auf den demographischen Wandel zu sprechen kommen, zeigen in diversen Vorträgen an dieser Stelle ein Bild, das den Bevölkerungsaufbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt, das sieht dann wie ein wohlgestalteter Christbaum aus, und dann wird darauf hingewiesen, wie der sich verändert, und am Ende kommt dann etwas heraus, das ähnelt einem Turm mit einem flachen Spitzdach. Und alle kriegen einen Schrecken, und wollen den Christbaum wieder haben, weil man da bei der Versorgung der wenigen Alten durch viele Junge keine Probleme hatte. Dabei wird vergessen, dass der Christbaum einem anderen legitimen und weit verbreiteten Wunsch diametral entgegensteht, dem Wunsch, gesund alt zu werden. Das günstige Verhältnis von zu Versorgenden zu Versorgern stellt sich nur her, weil wenige alt werden.
Also erst mal, bevor wir uns die Situation weiter anschauen. Das, was da mit uns in unserer Gesellschaft geschieht, ist ein ganzes Stück weit gewollt und entspricht dem Bedürfnis aller, es ist halt nur anders als früher, da hat das mit dem alt werden eben nicht so gut geklappt wie heute.
Aber neben diesem positiven Grundton gibt es eine Reihe weiterer Komponenten. Im Rahmen dieses gesellschaftlichen Umbaus sinkt in Deutschland die Bevölkerung. Wir hatten im Jahr 2010 circa 82 Millionen Menschen in Deutschland und für das Jahr 2050 wird eine Bevölkerungsgröße so zwischen 69 – 74 Millionen angenommen. In diesem Prozess gehen der nicht gemeinnützigen Wirtschaft langsam aber sicher die Arbeitskräfte aus. Und da reagiert die sofort drauf, das ist jetzt schon deutlich spürbar.

Was wird gemacht?

1.      Jobs werden attraktiver gestaltet, die Löhne fangen wieder langsam an zu steigen.

2.      Die Frauenarbeitsquote, die in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten mit 70% relativ tief lag, wird versucht zu erhöhen. In diesen Zusammenhang gehört auch der deutlich spürbare Ausbau von Ganztagskinderbetreuung, wie sie in den letzten Jahren betrieben wurde.

3.      Ältere Menschen werden wieder zurück an die Arbeit geholt, wie ich das in meinem Lebensumfeld (ich gehe auf die 60 zu) direkt beobachten kann. Da gehen Menschen in Rente, um dann nach einem halben Jahr durchaus attraktive Teilzeitbeschäftigungen anzunehmen, und sich einen Zuverdienst zu schaffen, der dann in Urlaubsreisen oder anderen Formen des gehoben Konsums fließt.

Was bedeutet das für uns im Sozialbereich und für die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Sozialraum?
1.      Im Bereich des Hauptamts fällt es uns zunehmend deutlich schwerer kostengünstige Pflegekräfte zu bekommen. Wir erleben eine deutlich spürbare Konkurrenz um Arbeitskräfte.
2.      Im Bereich des Ehrenamts gehen uns ein Stück weit die Ehrenamtlichen aus, oder werden knapp, da Menschen auch im höheren Alter in einem 24stündigen Tag leben, und wie sagt man so schön, wenn der nicht reicht, kann man die Nacht noch hinzunehmen, aber dann geht nichts mehr: Wenn Frauen stärker erwerbstätig sind und ältere Menschen wieder für Geld arbeiten, dann haben sie wenige Zeit fürs Ehrenamt und wir haben weniger Ehrenamtliche.

Was tun?
Nun, es gibt dann immer den Vorschlag mit der Einwanderung. Ein bisschen kann das helfen, aber eine tatsächliche Lösung ist von einer solchen Strategie nicht zu erwarten. Denn alle um uns herum haben in Bezug auf qualifizierte Einwanderung das gleiche Problem, und versuchen entweder ihr Fachpersonal im Land zu halten oder Fachkräfte zur Einwanderung in das eigene Land zu bewegen und anzulocken.

Meiner Ansicht nach ist die Antwort einfach:

Pflege sollte grundsätzlich neu und attraktiv organisiert werden unter Nutzung der ehrenamtlichen Potentiale des Sozialraums!

Ich will, bevor wir in der Arbeitsgruppe in ein gemeinsames Gespräch darüber eintreten, die aus meiner Sicht wesentliche. Punkte dieser Veränderung für Haupt- und Ehrenamtliche kurz aufzeigen, und jeweils kurze Hinweise geben, was das für verbandliche Strategien bedeuten kann.


Für hauptamtliche Pflegekräfte

1.      die Löhne sollten steigen, heißt Verbände werden sich dafür einsetzten müssen, das insgesamt mehr Geld in der Pflege vorhanden ist, damit das für die bei Ihnen organisierten Träger auch bezahlbar bleibt.

2.      Die Arbeit von Pflegekräften sollte aus einer rein medizinischen Orientierung gelöst werden und in einen neuen Rahmen gegossen werden, der medizinische und soziale Aspekte von Gesundheit umfasst. Das bedeutet auch, dass in der Pflege im Sozialraum, in der Hauskrankenpflege und in Pflegegruppen in Zukunft die Pflege mit attraktiven kombinierten Teams aus hauptamtlichen Personal und ehrenamtlichen Kräften erbracht wird.
    

Für den Bereich ehrenamtlicher Arbeit

1. Technik
Bitte nicht erschrecken ich will hier weder eine Debatte über Pflegeroboter beginnen, noch möchte ich Roboter als Ehrenamtliche anwerben. Ich denke da sind wir Jahrhunderte, wenn nicht sogar Ewigkeiten von entfernt. Aber wenn man genau hinschaut, so hat sich durch den Einsatz moderner Technik die Arbeit im Bereich ehrenamtlicher Arbeiten in den letzten 15 Jahren wesentlich verändert. Wenn wir in den unterschiedlichen Sozialräumen nicht über die internetgestützten Vermittlungssysteme für Ehrenamtliche verfügen würden, wäre der in den letzten Jahren gestiegene Bedarf an Ehrenamtlichen kaum zu decken gewesen. Der Sozialraum enthält eine Fülle von Ressourcen, die über die klassische Informationsmethode des sich gegenseitigen Erzählens nicht mehr erfassbar sind. Hier sind moderne, computergestützte Systeme, wie sie zum Beispiel für Teilbereiche sozialraumorientierter Arbeit vom „Verband für sozialkulturelle Arbeit“ im Kiezatlas entwickelt wurden, die Sozialdaten für ehrenamtliche und hauptamtliche Kräfte auf einfache Weise sichtbar und benutzbar machen, dringend notwendig. Die hierfür notwendige Technik kann vom Sozialbereich nicht alleine entwickelt werden, da sollte die Wirtschaft, insbesondere Unternehmen aus dem IT-Bereich, mit ran. Es gibt bei diesen Unternehmen, wie ich in meinem Arbeitsleben bei der Entwicklung der Internetseiten für die Vermittlung von Ehrenamtlichen für das Land Berlin erlebt habe, eine große Bereitschaft hier mitzuarbeiten, oft auch pro bono. Aber es gibt bei den Sozialverbänden kaum Ansprechpartner dafür und keine gezielte Entwicklungsstrategie für diesen Bereich. Von daher wünsche ich mir, das die Verbände zumindest auf Bundesebene, endlich Referentenstelle schaffen, die sich mit der Entwicklung IT und technikgestützer Sozialarbeit, insbesondere im Sozialraum, fachlich qualifiziert auseinander setzten und diesen Bereich aktiv entwickeln.

2.      Qualifiziertes Ehrenamt        
Wir werden in Zukunft im Umfeld von Pflege und in der Pflege mit großer Wahrscheinlichkeit Ehrenamtliche einsetzen müssen. Dies wird bei den geschilderten Rahmenbedingungen wahrscheinlich unvermeidlich sein, einfach weil uns die notwendigen vielen Menschen fehlen, um neben den anderen notwendigen gesellschaftliche Aufgaben, alle Tätigkeiten der Pflege mit professionellen Fachkräften zu bewältigen. Das bedeutet Ehrenamtliche qualifizieren zu müssen und für kompliziertere, verantwortungsvolle Tätigkeiten auszubilden. Eigentlich ist das nichts Neues, wir tun das in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen längst. Ich erinnere hier an die freiwillige Feuerwehr, an die gut ausgebildeten Ehrenamtlichen im Bereich der Telefonseelsorge, der Hospize und an die Rettungssanitäter, die alle als Ehrenamtliche mit Ausbildung seit Jahren verantwortlich tätig sind.        
Dabei sind wir gut beraten bei der Neuorganisation der Pflege die Kirche im Dorf zu lassen, heißt, komplizierte verantwortungsvolle Pflegevorgänge werden bei Hauptamtliche bleiben müssen, aber einfacherer Tätigkeiten, die werden von Ehrenamtlichen gemacht werden können. So wie die freiwillige Feuerwehr die Scheune löscht und man beim Brand des Chemiewerks die Berufsfeuerwehr holt. Solch qualifiziertes Ehrenamt ist ein wesentliches Moment um im Bereich Konkurrenz um Arbeitskräfte mit der Industrie und der Wirtschaft bestehen zu können. Wenn man den Menschen verantwortungsvolle Tätigkeiten anbieten kann, wenn sie in den Bereichen, in denen sie arbeiten mitbestimmen und mitgestalten können, dann ist das attraktiv und Geld tritt als Motivator an die zweite Stelle. Wir erleben das praktisch im Bereich der Ausbildung der sozialen Berufe. Obwohl die sozialen Berufe nicht im Ruf stehen, besonders gut bezahlt zu sein, können sie in Deutschland nach dem Abitur eher Medizin als Sozialarbeit studieren, einfach weil es im Bereich der sozialen Arbeit so viele Bewerberinnen und Bewerber auf die vorhandenen Studienplätze gibt.      
Was heißt das für verbandliche Arbeit? Die Verbände, auch der Paritätische, haben in den letzten Jahren ihr Engagement im Bildungsbereich eher zurückgefahren. Da wo im Jahr 2001 noch 4 Referentenstellen beim Gesamtverband im Bildungsbereich zur Verfügung standen, gibt es heute mal gerade noch eine halbe Stelle zur Koordination der Bildungsarbeit im Verband. Die Entwicklung von Ausbildungsgängen für Ehrenamtliche, und noch wichtiger, die Durchführung und Organisation solcher Ausbildungen ist kostspielig und aufwendig, dies wird ohne intensives verbandliches Engagement nicht gehen. Dazu gehört, neben einem Umsteuern der Schwerpunkte verbandlicher Arbeit, das die Verbände Druck auf die Politik auf Bundes- und Landesebene ausüben, so das für die Kosten solcher Fortbildungen zusätzliche staatliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Fachausbildungen für Ehrenamtliche müssen für diese kostenfrei sein. Man wird nicht erwarten können, dass die Menschen neben ihre Arbeitszeit auch noch Geld für ihre Ausbildung spenden!

3.      Pflegende Ehrenamtliche     
Ein heißes Thema, und ich will hier nicht im Detail Empfehlungen abgeben, das würde einer notwendigen intensiven Debatte, deren Ergebnisse offen sind, vorgreifen. Aber ich möchte auf etwas hinweisen, was wir heute schon sichtbar ist. Im Bereich der Familienpflege übernehmen pflegende Angehörige wesentliche Teile der Pflege, das reicht vom Waschen und Hilfen bei der Nahrungsaufnahme bis hin zum Wechseln von Verbänden. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, das als unqualifiziert zu bezeichnen und den Angehörigen Verantwortungslosigkeit im Umgang mit ihren Lieben vorzuwerfen. Aber sobald man den Vorschlag macht, solche Tätigkeiten in der Pflege Ehrenamtlichen zu übertragen, heißt es sofort: Unmöglich, Dequalifizierung, Ausverkauf der Pflege. Ich denke dass wir in dieser Debatte mehr Augenmaß und Ruhe brauchen. Da niemand ernsthaft der Familienpflege widerspricht, und Blutsbande, Verwandschaftsverhältnisse an sich kein qualifizierendes Moment sind, gibt es hier einen Bereich, der uns zeigt, das man das Verhältnis zwischen ehrenamtlicher und hauptamtlicher Pflege tatsächlich neu gestalten kann, ohne etwas grundsätzlich Neues zu machen. Und wir werden dringend Bedarf haben. Hier nur ein kleiner zusätzlicher Hinweis. Immerhin fast die Hälfte der Pflege wird im Augenblick von pflegenden Angehörigen erbracht, und im Augenblick haben die meisten zu Pflegenden Angehörige. Das wird in Zukunft nicht mehr so sein. Mehr als 30% der Frauen im gebärfähigen Alter haben heute keine Kinder. Das heißt auch, dass da noch mal eine große Zahl von Männern da ist, die keine Kinder haben. Man kann also in Zukunft davon ausgehen, dass es eine große Gruppe von Menschen geben wird, bei denen schon aus objektiven Gründen Familienbande nicht Grundlage von Pflege sein können.         
Aufgabe der Verbände ist hier aus meiner Sicht, uns in einem ersten Schritt ehrlich zu machen und eine Diskussion darüber zu führen, welche Veränderungen hier möglich und notwendig sind. Im weiteren Prozess wird man dann den stattfinden Umbau fachlich begleiten müssen und ein Wächteramt übernehmen müssen, damit aus gesellschaftlichen Notwendigkeiten nicht persönliche Nachteile im Rahmen von selbstsüchtigem Gewinnstreben werden!

4.      Behandelte Ehrenamtliche   
Hier sei nur, wie im vorherigen Punkt, ein kurzer Hinweis gegeben. Wir akzeptieren, dass bei Diabetes, und einigen anderen Krankheiten, Menschen sich selbst spritzen. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, dass diese Menschen eine Ausbildung als Krankenpfleger oder Altenpfleger machen sollten. Man ist in diesen Fällen davon ausgegangen, das ein durchschnittlich gut ausgebildeter Mensch dies unter Anleitung einer Fachkraft lernen und nach einiger Zeit weitgehend ohne fremde Hilfe machen kann. Dies zeigt, das man bei den Aufgaben, die in der Pflege von Ehrenamtlichen übernommen werden können, noch mal genau nachdenken sollte, was wirklich Dequalifizierung ist und was sinnvolle Reorganisation ist.

5.      Ausbau der ambulanten Versorgung im Lebensbereich der Menschen
Ich denke das ist klar und einfach. Fast niemand will wirklich am Ende seines Lebens aus seinem angestammten Lebensumfeld herausgerissen werden. Hier bietet der Sozialraum mit seinen vielfältigen Ressourcen an ehrenamtlicher Unterstützung zahlreiche Möglichkeiten im Rahmen von Hauskrankenpflege und Pflegegruppen in Wohnbereichen den Betroffenen ein Verbleiben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Was notwendig ist, dass pflegerische und soziale Fachkräfte lernen die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Hier sind Verbände aufgefordert die notwendigen Fachdebatten der bisher oft getrennt arbeitenden Bereiche anzuregen und zu unterstützen, aber auch mit Wissenschaftlern zu kommunizieren, so dass die für diese Fachdebatten notwendigen abgesicherten Forschungserkenntnisse bereitgestellt werden.

6.      Aktive Unterstützung der Lebensfreude und des Selbstwertgefühls     
Kombinierte Pflege in gemischten Teams von hauptamtlichen Fachkräften und ehrenamtlich Tätigen bietet die Chance, den ganzen die Gesundheit unterstützenden Bereich des Soziallebens in die Gestaltung der Gesundheit des Einzelnen mit einzubeziehen. Da geht es dann um angemessene Formen der Körperbewegung, um gesunde, sinnvolle Ernährung und um die Kraft, die Einzelne aus der Gemeinschaft ziehen können. Dies bedeutet, dass sich die Aufgaben von Pflegekräften ein Stück weit hin in Richtung soziale Tätigkeiten verschieben. So wird z. B. auch das Anleitung von ehrenamtlich Tätigen zur Aufgabendefinition der Pflege gehören. Hier wird ein intensives vernetzen und zusammenarbeiten mit bestehende Nachbarschaftsdiensten im Sozialraum notwendig werden, um dieses neue ganzheitliche Feld der begleitenden Unterstützung ältere Menschen zu schaffen. Aufgabe der Verbände wird hier neben der aktiven Organisation der fachlichen Debatte die kreative Umgestaltung der finanziellen Ressourcen sein. Dieses neu gestaltet Arbeiten wird die Kombination von Mittel aus dem Bereich der Krankenversicherung, der Pflegeversicherung und der klassischen sozialen Arbeit erfordern. Hierfür eine sinnvolle, und operational beherrschbare Finanzarchitektur zu schaffen, bei gleichzeitige Sicherstellung der notwendigerweise verbesserten Mittelausstattung für die Versorgung vor Ort übersteigt die Fähigkeit der konkreten Akteure im Sozialraum und kann nur mit der fachlichen Kompetenz erfahrener Sozialverbände bewältigt werden.

Freitag, Oktober 10, 2014

Die Gesellschaft will Ehrenamt fördern! Wie geht das im 21. Jahrhundert?

Schriftliche Zusammenfassung der Keynote von Prof. Dr. Stephan F. Wagner auf der Abschlussveranstaltung der Social Academy 2014 im Luise-Schröder Saal des Roten Rathauses zu Berlin.

Die Gesellschaft will Ehrenamt fördern! Wie geht das im 21. Jahrhundert?

Als ich das Thema gesehen habe, hab ich drei Anläufe gemacht, einen Text dazu zu verfassen, dann hab ich aufgegeben.

Sorry, ich bin kein 68ziger, ich bin Sozialarbeiter! In meine Augen machen Gesellschaften gar nichts, sondern es sind die Menschen in ihnen die mit ihren unterschiedlichen Interessen handeln und Entscheidungen fällen.

Also habe ich das Thema dekonstruiert, jetzt heißt es:

Ehrenamt fördern - wie geht das im 21. Jahrhundert?

Dieser Einstieg hat für diesen Vortrag eine gefährliche Entwicklung eingeleitet, nichts ist mit mehr Risiko verbunden, als ein Professor, der sich anfängt mit sich selbst zu beschäftigen.
Und so nehmen die Dinge ihren Lauf - ich bin fast 60zig, eher ein Kind des 20. Jahrhunderts. Das 21. Jahrhundert war in meiner Jugend die Zukunft, weit weg, Science Fiktion, Roboter und Raumfahrt, Computer und Laserstrahlen! Und jetzt soll ich also über die Zukunft sprechen in der ich lebe. Ich hab mich also vorsichtig umgeschaut, was ist da los? Gelebter Science Fiction, also gut, einfacher Einstieg, was ist denn nun mit der Technik? Tja, irgendwie ist das Ding ein bisschen anders gelaufen, als sich das die Autoren meiner Jugendbücher vorgestellt haben, Raumfahrt ist da, aber nicht viel, und auch eher als Glücksspiel, wie lange hat wer noch Raketen, um die einzige Raumstation zu erreichen, die wir haben?
Aber es sind ein paar andere Sachen da, die so in den meisten Science Fiction Geschichten nicht vorkamen. Jede Menge Computerspiele, und ein völlig irres Internet, indem sich viele von uns mit all ihren Fantasien im Positiven wie im Negativen ausleben. Soziale Netzwerke, Facebook und WhatsApp sind wichtiger geworden als Raumstationen und Planetenbasen. Smart Phones und Tablet Computer erlauben uns, fast jede Person zu jeder Zeit zu erreichen. Privatheit ist exklusiv geworden und wir sind dabei, so etwas wie ein Babygemeinschaftsbewußtsein zu entwickeln, das uns völlig neue Möglichkeiten bietet. Und hier verlasse ich die Technik, sie ist nur Rahmenausstattung und nicht das Eigentliche, das Wesentliche! Das, was zum Schlüsselbegriff unseres Handels geworden ist, ist
Vernetzung!
Ganz deutlich wird dies, wenn man sich für den Bereich ehrenamtlicher Arbeit anschaut, wie in der sozialen Arbeit vor 40 Jahren Ehrenamtliche gesucht wurden. Das ging ganz einfach:
Hier ein hauptamtlicher Sender, der wusste was er wollte, und der dann mit Flyern oder Anzeigen seine Nachricht, ich brauche Ehrenamtliche für...... rausschickte, und auf der anderen Seite Bürger, die darauf reagierten und sich meldeten! und sagten, " hier sind wir. Was sollen wir tun?"  Das Ganze hatte etwas Hierarchisches. Hier die wissenden Spezialisten, die "Hilfstruppen" für ihr Handeln brauchen, damit sie für die wichtigen Dinge mehr Zeit haben, und dort die Laien, die von den Spezialisten angeleitet werden.
Ich überzeichne hier stark, aber irgendwie schwang dieses Bild in der damaligen  Arbeitsweise sozialer Arbeit mit.

Und heute? So wie damals geht gar nichts mehr, wir brauchen heute zwar auch Spezialisten, aber noch viel wichtiger, wir brauchen alle, um eine unendlich komplexe Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Da sind dann auf einmal auch die ehrenamtlich Tätigen in ihren Bereichen Spezialisten und den Hauptamtlichen nicht nur sinnvolle Ergänzung sondern wertvoller Partner!
Aus dem Bedürfnis Einzelner ist ein gemeinsamer Bedarf Vieler gewordene!
Was aber vielleicht noch viel entscheidender ist, diese Vielen haben in ihren Netzwerken heute andere Beziehungen als das früher der Fall war.

Steigen Sie ein, ich lade Sie zu einer kleinen Zeitreise ein, folgen Sie mir bei der Betrachtung der Beziehungen wichtiger Partner in eine gar nicht so ferne Vergangenheit:
Dort stehen sich gegenüber, Vertreter von Wirtschaft und Sozialbereich.

Interesse aneinander: Hmmm, bestenfalls mäßig.

Soziales sagt zu Wirtschaft: "Gebt uns Geld, dann machen wir das mit der Hilfe für die Menschen schon."
Dabei hinter vorgehaltener Hand zu den eigenen Leuten aus dem Sozialbereich:
"Mein Gott sind die dumm, üble Kapitalisten, nichts gescheckt, aber O.K., wir nehmen das Geld und machen was wir wollen, Ätsch!"

Wirtschaft sagt zum Sozialbereich: "Hier habt ihr Geld, macht was, irgendwas Sinnvolles."
Dabei hinter vorgehaltener Hand zu den eigenen Leuten aus der Wirtschaft:
"Oh Gott, was für Schluffis! Aber egal, wird schon irgendwas rauskommen und fühlt sich ja auch gut an, Gutes zu tun."

Also, wenn man da genau hinguckt, war das noch eine sanfte Form des Ablasshandels. Unser Zeitreise führt doch etwas weiter weg, als angenommen, fast noch zum Mittelalter!

Und, Zeitmaschine abgestellt, wie sieht das heute, hier in meiner Zukunft aus?

Also praktisch, hier in den letzten Tagen in der Social Academy in Berlin, da haben Leute aus Wirtschaft und Sozialbereich gemeinsam Wissen für diejenigen zur Verfügung gestellt, die praktisch in vielen kleinen und großen Organisation des Sozialbereichs tätig sind. Und die Sozialos finden dieses Wissen nicht bäh, sondern spannend, und kommen damit auf Ideen die die Wirtschaftsfachleute staunen lassen, und selber wieder auf neue Ideen für ihre Unternehmen bringt.

Kommunikation beginnt!

Das Wirklich wesentliche dabei ist nicht die Technik irgendeiner Science Fiction Fantasy, sondern eine sich verändernde innere Haltung der Beteiligten. Die Anderen, egal von welcher Seite man schaut, sind nicht mehr doof oder schluffig, sondern spannend! Man ist neugierig aufeinander, will etwas sagen und etwas hören, will voneinander lernen. Es füllt sich fast wie verliebt sein an, hat etwas leichtes und macht Lust auf den Aufbruch zu neuen Ufern. Man ist nicht in zwei Sphären voneinander getrennt, sondern arbeitet gemeinsam in einem Stadtteil, an einer Stadt für eine Welt!

Also, Ehrenamt fördern, heißt hier in der Zukunft des 21. Jahrhunderts:

-     Neugierig aufeinander sein

-     Sich kennen lernen

-     Sich vernetzen

-     Voneinander lernen

-     Gemeinsam Verantwortung übernehmen!

Vielen Dank.